Geschichtenerzähler Roland zu Gast

Wir freuen uns sehr, dass Roland Gelfert aus Überlingen/Bodensee, Deutschland, die Naturschule besucht hat und dort für eine Woche als Gastlehrer gemeinsam mit den Kindern und Lehrern gearbeitet hat.

Bekannt als Geschichtenerzähler steht er seit mehr als drei Jahrzehnten auf den verschiedensten Bühnen am liebsten auf Bühnen Russlands oder auf Dorfplätzen Indonesiens, aber auch gern daheim in Mitteleuropa, und arbeitet theaterpädagogisch mit Schulklassen und freien Gruppen.

Hier seine Webseite: www.diewortwirke.de

Sein grosses Vorbild sind die Barden der alt- keltischen Kultur, wie sie mit ihren Geschichten und Gesängen Volk und Könige gleichermassen erfreuten, belebten, ernährten und bildeten. Am liebsten erzählt Roland echte Volksmärchen, in denen sich tiefe Weisheit – gewürzt mit feinem Humor – verbirgt, und Mythen, die vom Werdegang der Erde und der Menschheit in lebensvollen Bildern künden.

So brachte Roland einen reichen Schatz an Wissen hinüber nach Indien zu den Kindern und Lehrern der Naturschule. Eifrig und wissensdurstig machten die Kinder mit und sangen fröhlich seine Lieder, lauschten seinen Geschichten und Wortspielereien und alle hatten grossen Spass.

Roland brachte Samen einer sibirischen Zeder mit, welche die Kinder liebevoll pflegen und dann die kleinen Bäume einpflanzen werden.
Ein wunderbarer Friedensbund zwischen Indien, Russland und Deutschland.

Roland erzählte uns sehr begeistert von der Freude der Lehrer und Kinder, von den leuchtenden Kinderaugen und dass er sich in der Schulfamilie warm aufgenommen fühlte. Und er gab auch einige wertvolle Hinweise, was wir gemeinsam mit den Lehrern noch erarbeiten können.
Roland will gerne wieder kommen, wenn möglich schon im nächsten Jahr.  Wir freuen uns alle darauf.

Rolands Bericht über seinen Besuch bei der Naturschule

Bericht über meinen Aufenthalt an der Naturschule vom 23. Februar bis 3. März 2023

Nach langer, schlaglochdurchratterter Fahrt auf dem Schulhügel angekommen, tat die Ruhe, die hier oben herrscht, wohl. Der Blick glitt über die Wellen der Landschaft bis dorthin, wo, über dem Dunst, eine ferne Tempelstadt aus Fels und Eis erhaben schimmert. Der Anblick schien mir wie ein Symbol für den Namen der Schule: Paramarth Awadhawan – Weg zum höchsten Ziel.

Doch das Zaubermärchen des Ortes hielt noch ganz andere Überraschungen bereit: Am nächsten Morgen brauste mit einer Staubwolke ein gelber Bus heran und spuckte eine Schar lachender Kinder auf den Schulhof. Und nun begann das Leben zu pulsen. – Auch der Gast wurde bald entdeckt, begrüßt und mit Fragen bestürmt, denn nun ließen sich die Englischkenntnisse praktisch erproben.

Schließlich, nachdem der Bus die nächste kostbare Fracht herbeitransportiert hatte, konnte der Unterricht beginnen. Und zwar mit dem Morgenkreis der ganzen Schulgemeinschaft auf dem Hof. Eine Reihe von Sprüchen, Gebeten, Liedern, das Motto des Tages, und kleine Versspiele. Jeden zweiten Tag dann Yoga in der Halle. – Danach erst teilte sich die große Schar und zog in die Klassenräume.

In den ganzen Tanz des Schultags wurde der Gast wie selbstverständlich mit hineingewirbelt. Schüler wie Lehrer waren begierig, Neues, Andersartiges zu erfahren und zu lernen. So konnte ich mit Theaterübungen, Ratespielen, englischen und deutschen Liedern, mit Yoga und Geschichten die Schüler aller Klassenstufen einschließlich beider Kindergartengruppen erfreuen, belustigen oder sich wundern lassen.

Dabei konnte ich selber allerlei neue Erfahrungen machen, denn die indischen Kinder haben ja einen anderen Kultur- und Lebenshintergrund als die deutschen. So wurde beispielsweise nur schwer verstanden, wie Hans im Glück eine Kuh (auch wenn sie keine Milch mehr gab) gegen ein Schwein eintauschen wollte. Dagegen fanden die Bremer Stadtmusikanten (die hier natürlich nicht die von Bremen, sondern die von Pauri waren) die uneingeschränke Sympathie der Schüler.

Ein Tag war dem Säen von sibirischen Zedern gewidmet. Für diesen dort heiligen Friedensbaum ist auch das Klima von Pauri geeignet. So mögen sie wohl sprießen, gedeihen und schließlich den Wald um die Schule bereichern!

Was mich immer wieder in Erstaunen versetzte, war die große Offenheit, die unermüdliche Lernbegierde, die andächtige Hingabe und die Fröhlichkeit der Kinder.

Alle – Kinder, Lehrer und Mitarbeiter – kamen mir wie eine große Familie vor. – Ein Wermutstropfen für diese Familie ist, daß die Schüler nach der 5. Klasse an Staatsschulen wechseln müssen. Sobald genügend Spendengelder zusammengekommen sind, kann ein weiteres Gebäude errichtet erden, sodaß die Schule über die 5. Klasse hinauswachsen kann. Möge es recht bald soweit sein!

Roland Gelfert